Verloren im Norden Vietnams

Unser Mofa-Abenteuer

Wir waren nie wirklich diejenigen, die für die perfekte Planung bekannt waren. Wir lassen uns gerne treiben und hoffen einfach auf das Beste. Das haben wir auch getan, als wir in Vietnam auf unserer Reise von Hanoi nach Sapa mit dem Mofa unterwegs waren.

Vielleicht nicht die klügste Entscheidung!

Eine unbekannte Umgebung, niemand, der Englisch spricht, verrückte Fahrer, Schlaglöcher auf der ganzen Straße und Tonnen von Verkehr. Was könnte da jetzt noch schief gehen?


Zumindest hatten die Route, die wir nach Sapa nehmen wollten, bereits grob geplant. Sapa befindet sich auf dem Weg nach Ha Giang, der bekannt ist für sein unglaublich atemberaubendes Naturerlebnis entlang der Strecke. Alles verlief nach Plan, außer, dass wir am Ende nicht Richtung Süden, sondern Richtung Norden wegfuhren, um den wahnsinnigen Verkehr in Hanoi zu umgehen. Es stellte sich aber schnell heraus, dass das die erste von einigen schlechten Entscheidungen war...

„Haben wir eigentlich genug Sprit?"

Nach einer Weile fing das Motorrad irgendwie an zu „zuckeln“. Das war dann auch der Moment an dem wir bemerkten, dass die Tankanzeige nicht wirklich funktioniert.

Uns ging also der Sprit aus und der „Highway“ war gerade erst dabei loszugehen.

Alles klar nochmal umgedreht, gerade noch Sprit bekommen ein paar mal zärtlich auf die Tankanzeige geklopft, damit der vermutlich angerostete Zeiger wieder in Bewegung kommt.

Weiter ging es und schon stand uns die nächste Hürde  bevor: ein großes Schild mit der Aufschrift „NO MOTORBIKES“, alles klar, Handys raus, die Routen musste wieder geändert werden. Ok, dass unserer Handy-Akku schon ziemlich kaputt war, wussten wir vorher aber dass es gleich nach den ersten beiden Stunden komplett leer war, damit hatten wir nicht gerechnet. Und nun war auch noch unsere Powerbank plötzlich nicht mehr da.

Die Dinge liefen einfach perfekt! Es ist also doch ratsam vor so einem Trip mit etwas besserer Planung an den Start zu gehen.

Nichts schien zu funktionieren.

Wir hielten alle 5 Minuten an, um nach dem Weg zu fragen. Das war aber irgendwie auch amüsant, weil mein so mit den Leuten wieder ins Gespräch kommt, was man in unserer heutigen Zeit schon gar nicht mehr gewohnt ist. Hier entsteht dann auch schon mal der ein oder andere echte Smalltalk und man erfährt etwas über die Kultur.

So kam es auch, dass wir irgendwie über einen sehr alten Gebäudekomplex stolperten, von dem wir annahmen, dass er zur Tang-Dynastie gehörte, die früher die vorherrschende chinesischen Herrschaft von Vietnam war.

Die kurvenreichen Straßen waren malerisch schön und wir wurden von einem natürlichen Vordach aus Reben geschützt, die die durchdringende Sonne blockierten. 

Weiter ging es und zwischendurch fuhren wir an schönen Seen vorbei mit abenteuerlichen Pfaden die sich durch die Landschaft schlugen. Plötzlich waren da diese perfekt gepflegten Büsche, aus denen alte Stein-Drachenstatuen herausragten. 

Der Anblick von diesen Eingängen war einfach unglaublich! Einer bestand aus einem riesigen Haupttor und wurde sogar von Leuten in Uniform bewacht. Wir machten noch schnell ein kurzes Erinnerungsfoto und dann wurde der Himmel dunkel. Wir gerieten in einen großen Sturm und mussten die Tour erstmal unterbrechen.

Es lief zwar alles irgendwie schief aber uns ging es trotzdem gut. Wir befanden uns auf einem verrückten Abenteuer, dass man eben nicht so einfach auf einer Pauschalreise bekommt. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass man sich der aktuellen Situation auch hingeben kann und das beste daraus macht, als sich zu ärgern und den Urlaub vermiesen zu lassen. So hatten wir zum Beispiel in einem netten Cafe einen guten Unterschlupf gefunden, dass wir ohne das ganze Chaos vermutlich nie entdeckt hätten.

Nachdem der Sturm vorbei war, ging es wieder ab auf die Straße und irgendwie haben wir es geschafft, uns mit einem Paar anzufreunden, während wir auf unserem Motorrad unterwegs waren. Es ist nicht ganz einfach auf Motorrädern nebeneinander zu fahren und ein Gespräch zu führen aber es ging doch ganz gut, vorausgesetzt es kommen ein paar Schlaglöcher weniger. Zum Glück war ich nicht derjenige, der gefahren ist. Das vietnamesische Mädchen fragte dann: „Wohin fahrt ihr?“ „Wir kommen aus Hanoi und fahren nach Sapa“, antworteten wir entschlossen. „Folgt uns“, sagte sie, „wir fahren den gleichen Weg“. Was ich schonmal vorwegnehme: die Kommunikation war vielleicht nicht ganz so klar.

Es stellte sich bald doch heraus, dass wir nicht auf dem gleichen Weg waren! Im Gegenteil. Sie dachten, wir würden nach Hanoi fahren und nicht aus Hanoi kommen... Ich hätte definitiv einfach ‚Sapa‘ antworten sollen, anstatt zu versuchen, ein richtiges Englisch zu sprechen! Auf jeden Fall ein gutes Learning für die Zukunft. Natürlich war es nicht ihre Schuld,  sie entschuldigten sich und meinten, wir sollten den Weg einfach zurückfahren, den wir gekommen waren und alles passt. Trotz unserer eher schwierigen Kommunikation, kamen wir aber vor der Rückfahrt noch an einem sehr schönen See vorbei, den uns die Beiden empfohlen hatten und waren für den tip sehr dankbar!

So hatte sich auch dieses Abenteuer zumindest wieder sehr gelohnt.

Wir mussten also umkehren.

Ungefähr zwei Stunden fuhren wir auf dem Weg zurück, den wir gekommen waren. Schnell ging die Abenddämmerung in völlige Dunkelheit über. Irgendwie hatten wir es geschafft ein billiges Hotel zu finden, etwas zum Essen zu bekommen und uns dank WIFI nach langer Zeit mal wieder zu orientieren. So stellte sich dann auch heraus, dass wir keine zwei Stunden hätten zurückfahren müssen.

Wir waren schlichtweg mal wieder falsch abgebogen. Wir macht uns fast schon lustig über die Situation, hatten trotz allem aber wie an unserem ersten Tag ein echtes Abenteuer erlebt. Wir waren 120km gefahren und am Ende des Tages eigentlich nur zwei Stunden von Hanoi entfernt. Am morgigen Tag sollte es dann endlich geschehen, die Fahrt zum Ziel nach Sapa mit dem Moped.

Tag 2. Verloren in Nordvietnam

Wir wachten hoch motiviert und mit einer positiven Einstellung auf, dass heute der Tag der Tage sein würde. Das Handy war geladen, die Route sortiert und wir hatten einen klaren Orientierungssinn. Ob das nun etwas half, wird sich später herraus stellten.

Zum dritten Mal in Folge auf der gleichen Straße ging es los.

Die Route hatten wir ja diesmal ordentlich ausgearbeitet und mal wieder war die Fahrt echt schön. Es ging einen Fluss entlang, der sich durch Reisfelder schlängelte, auf denen Wasserbüffel graßten.

Mit dem absolut hilfreichen Tool "Maps.me", das auch offline nur mit aktivierten GPS funktioniert, wurden wir später auf der besten Route Richtung Sapa gelotst,

Yes! Die Freude verschwand nur leider sehr schnell wieder, denn da war es wieder: dieses verfluchte Schild: „NO MOTORBIKES“.

Unser mühevoll ausgearbeiteter Plan wurde innerhalb kürzester Zeit mal wieder zu einem totalen Flop! Also nahmen wir die alternative Route, die nun unter der Autobahn verlief, auf der wir gerne gefahren wären, um mal am Ziel anzukommen. Es stellte sich heraus, dass die Straße leider alles andere als eine Straße war.  Dieser Feldweg glich eher einer Mondlandschaft voller Schlaglöcher, Felsen und Schlamm. Zusätzlich mussten wir durch Flüsse warten und hätten unser Motorrad fast ertränkt.

Als ich dachte, dass es nicht noch schlimmer werden könnte, starb auch noch mal wieder mein Akku diesmal schon bei 25%. Also beschlossen wir, es Old School zu versuchen und eine Karte zu nutzen. Dass die meisten der Straßen aber fehlte, einschließlich derjenigen, auf der wir waren, konnten wir natürlich nicht rechnen. Es fehlte nur noch, dass ein pinker Elefant um die Ecke kam.
Wir fanden endlich ein Schild, auf dem Sapa an einer 3-Wege-Kreuzung stand, d.h. die Chance standen also klarerweise eins zu drei. Jedes Mal, wenn wir anhielten und nach dem Weg fragten, winkte man uns einfach immer wieder auf der gleichen „Straße“ weiter.

#allewegeführennachsapa

Ob das wirklich so richtig war, erfahrt ihr nun.

Realistisch gesehen hätten wir umdrehen sollen, als der erste Hügel voller massiver Felsen mit 45 Prozent Steigung auftauchte. Ich musste so oft abspringen und den Hügel hinauflaufen, weil unser Mofa es einfach nicht schaffte mit den vollgepackten Rucksäcken. Wir passierten kleine ethnische Dörfer und Menschen, die ihre Stammeskleidung und ihren Schmuck trugen. Das war wirklich schön, denn ich kannte die Kleidung bisher nur von Bildern aus Werbebrochüren.

Alle rannten fröhlich auf die Straße und winkten uns zu, gaben uns high fives oder lachten uns einfach nur an. Das fühlte sich nicht nur ziemlich VIP an, sondern war auch eine echt coole Erfahrung in den ganzen kleinen Dörfern.

So kam es, dass die unglaubliche Landschaft und natürlich auch die Lust am Abenteuer uns so von der Realität abgelenkt hatten, dass wir tatsächlich schon wieder den falschen Weg eingeschlagen hatten. Unser Mofa kämpfte, die Nacht brach wie am Vortag rasend schnell herein und wir mussten wieder schnell eine Unterkunft finen! Wir waren jetzt 22 km von der Stadt entfernt, von der wir dachten, dass wir sie leicht in der Zeit erreichen müssten. Um alles noch zu toppen, fiel unser Auspuffrohr mit einem lauten klappern ab und wurde über die Straße geschleudert.

Gefühlt kam das halbe Dorf angerannt, um zu sehen, was diese beiden Gestalten hierher gebracht hatte. Tatsächlich waren sie allesamt aber sehr hilfsbereit. Ein paar von den Jüngeren Kids kamen mit passendem Werkzeug und so schnell wie der Auspuff herabgefallen war, hatten die Jungs das Ding wieder angeschraubt (zumindest provisorisch). Ich deutete in die Richtung, in die wir versuchten voran zu kommen und fragte: „Sapa?“

Als hätt ich einen Witz erzählt, fingen alle um uns herum an sich vor lachen zu kringeln.

„Ist Sapa in dieser Richtung?“ frage ich erneut aber dann wurde uns auch klar, dass wir besser nicht aufbrechen sollten und erstmal hier blieben.

Es ist nun komplett dunkel, wir sind in diesem winzigen kleinen Dorf, in dem es nicht einmal einen Hotel oder Restaurant gibt, um zu Abend zu essen. Keine Unterkunft, ein kaputtes Mofa, niemand spricht Englisch und alle lachen über uns. 

Super Aussichten, das hatten wir ja mal wieder schön hinbekommen.

Kurz vorm ausflippen…

Ein paar Einheimische schraubten nun an unserem kaputten Auspuff, um das Problem diesmal richtig zu beheben. Besonders schön war, dass sie die ganze Zeit total herzlich waren und uns danach auch noch zum Abendessen zu sich nach Hause einluden. Es dauerte glaube ich eine Weile, bis wir nach ein paar Gläsern Reiswein wieder zu normalen Leuten wurden, jedenfalls klappte es mit der Kommunikation dann auch etwas besser.

Die Menschen waren wirklich so freundlich und liebevoll, was man sonst gar nicht gewohnt ist. Es gab sehr viel zu Abendessen und dann im Anschluss noch mehr Bier. Wir hatten also doch noch ein Dach über dem Kopf gefunden und den Tag gerettet.

Das ganze Dorf kam auf einmal, fotografierte uns und wir gaben Deutschkurse for free.

Einige Leute in diesem Dorf hatten noch nie zuvor einen Ausländer gesehen. Der Abend wurde also doch noch sehr genießbar. Die ersten westlichen Mensch zu sein, die sie je gesehen hatten ehrte uns natürlich sehr. Wir kommunizierten weiter über Google Translate und bauten unsere wirklich sehr begrenzten Vietnamesischkenntnisse endlich mal aus. Auch wenn wir nicht damit gerechnet hätten, konnten wir bei ihnen auch noch übernachten, was die Situation komplett entspannte.

Nachdem wir unser Handy "mal wieder" aufgeladen hatten, erkannten wir, warum sie gelacht hatten. Wir waren weit…nein, sehr weit weg von Sapa. Um genauer zu sein mitten in der Yen Bai Bergkette!

Dennoch waren wirklich dankbar für die Gastfreundschaft und schenkten Ihnen einen unserer Reisegeldbeutel. Es hat unseren Glauben an die Menschheit wirklich wiederhergestellt, dass die Menschen einfach ihre Herzen und ihre Häuser für völlig Fremde öffnen können, ohne etwas dafür zu verlangen, obwohl diese Einheimischen so wenig hatten.

Überraschende Übernachtung in Nordvietnam

Nach weiteren zwei Stunden Backtracking durch die Serpentinen am nächsten Tag kamen wir mal wieder an eine Gabelung auf der Straße. Ein vietnamesischer Typ vor Ort mit einem Moped sagte uns, wir sollten ihm einfach folgen... als das Schild „NO MOTORBIKE“ vor der Autobahn kam fuhr er einfach daran vorbei und schüttelte nur den Kopf mit einer wegwerfenden Handbewegung. An dieses Schild scheint sich wohl noch niemand gehalten zu haben. Wir hätten also von Anfang an vorbei auf die Autobahn fahren können... 

So stellt sich heraus, dass Schilder in Vietnam eher ein Leitfaden als ein Muss sind.

Kaum waren wir auf der Autobahn ging alles viel leichter. Wir schafften es tatsächlich nach Sapa aber hätten wir ohne die ganzen Umwege so ein Erlebnis gehabt? Vermutlich nicht!

Nun ja…. Es war eine verrückte Erfahrung, wir haben viele Hürden genommen und so viel aus den Fehlern gelernt, die wir dabei gemacht hatten. Dies ist ein Reiseerlebnis, das wir definitiv nie vergessen werden. Eines Tages werden wir unseren Kindern davon erzählen, wie wir uns in Nordvietnam verfahren haben. Aber jetzt ertzählen wir es erstmal euch!

Hattet ihr schonmal ähnliche Erfahrungen mit dem Mofa oder mit Umwegen in Vietnam? Lasst es uns wissen!

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